Im Rahmen der Integrationslotsenausbildung sprach Markus Nierth, der Theologe und ehemalige Bürgermeister von Tröglitz, am 02.06.2018 in Magdeburg über die Themen Engagement für Geflüchtete, Zivilcourage und Einsatz gegen rechtsradikalen Extremismus und führte ein Gespräch mit den TeilnehmerInnen der Qualifizierungsmaßnahme über seine Erfahrungen und Ratschläge für die angehenden IntegrationslotsInnen im Umgang mit Fremdenfeindlichkeit im Vereinsleben.
Markus Nierth war 2015 in den Blick der Öffentlichkeit geraten. Er war in der ehemaligen DDR im Süden Sachsen-Anhalts aufgewachsen, später in den Westen gezogen und hatte dort die Möglichkeit, evangelische Theologie zu studieren. Nach der Wiedervereinigung ging er zurück nach Sachsen-Anhalt, um dort als Pfarrer in Tröglitz die evangelische Gemeinde zu stärken. 2009 trat er das Bürgermeisteramt an und setzte sich aufgrund seines christlichen Hintergrundes und Verständnisses von Nächstenliebe für die Rechte von Geflüchteten ein. Dieses Engagement wurde von rechtsradikalen Extremisten kritisiert, der Bürgermeister stoß auf Fremdenfeindlichkeit, gruppenbezogenen Hass und Rassismus und er und seine Familie wurden zuletzt persönlich bedroht. Nachdem rechtsextreme Demonstranten vor seinem Privathaus entlang laufen und dort eine Kundgebung abhalten wollten, sah er sich aufgrund eines Mangels an Rückhalt aus seiner Gemeinde gezwungen, von seinem Amt zurückzutreten.
In Magdeburg sprach der ehemalige Bürgermeister mit den angehenden IntegrationslotsInnen über seine Enttäuschungen, den inneren Kampf und die Zivilcourage im Einsatz gegen Rechtsextremismus. Er berichtete, dass er sich nach dem Rücktritt mit den psychologischen Hintergründen der rechtsradikalen Ideologien auseinander gesetzt hatte und führte die extremistischen Ideenkonstrukte auf einen Hang nach Authorität zurück, die schon in frühen Lebensjahren eingeprägt worden sein muss. Sollte eine Diskussion mit einer Person, die fremdenfeindliche Positionen vertritt, aufkommen, erklärt Markus Nierth, dass es wichtig sei, Kritik am falschen Verhalten zu äußern und Vertrauen aufzubauen. Er riet dazu, die Bildung von demokratischen Kräften zu stärken und beurteilt deshalb die integrative Arbeit in Sportvereinen als bedeutende Rolle. Im Fall von fremdenfeindlichen Gruppen im Verein sollen die IntegrationslotsInnen klare Position beziehen und nicht scheuen an die Öffentlichkeit zugehen.
Die TeilnehmerInnen lernten von seinen Erfahrungen und ihnen wurde mit auf den Weg gegeben, wie sie mit Konflikten im Vereinsleben umgehen und wie diese zu lösen sind.